Fachtag 2016: „Keine Lehre ohne Ziel?!“
Am 2. September 2016 diskutierten auf dem ersten Fachtag von HD Text+ in Dresden rund 25 Hochschuldidaktiker_innen und Fachvertreter_innen gemeinsam die Herausforderungen der Lernzieldefinition in geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen. Hier ein erstes Fazit untersetzt mit Gedanken aus den Diskussionsrunden der kollaborativen Keynote und der beiden inhaltlichen Tracks:
- Im Dialog mit den Fachdisziplinen beginnt erst die fachbezogene hochschuldidaktische Entwicklung
Die Diskussionen des Fachtags waren durch eine Perspektivenvielfalt geprägt, da die Teilnehmenden aus unterschiedlichen beruflichen Rollen auf Zieldefinitionen und ihre Bedeutung für die fachwissenschaftliche Lehre blickten. Trotz gemeinsamer Anliegen war es nicht immer leicht eine gemeinsame Sprache zu finden. Verständnis und Missverständnis beginnen bei den Begriffs- und Vorstellungswelten, weshalb durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen, wie Lernen, Wissenschaftlichkeit oder Kompetenz eine Dialogbasis erzeugt bzw. stabilisiert werden muss. Oder wie eine Teilnehmerin es ausdrückte: „Wir verfügen über viele hochschuldidaktische Schlüssel, aber wo sind die richtigen Schlösser dafür?“ Im Räderwerk der Institutionen und Akteure mangelt es bisher an Bindegliedern und zielführenden Übersetzungen. Hier gilt es den Austausch fortzusetzen.
- Rahmenvorgaben handhabbar und transparent machen
Fachbezogene Perspektiven müssen die Auslegungs- und Anpassungshoheit im Umgang mit Ansätzen und Modellen zur Zielformulierung sowie bei der Gestaltung von Rahmenvorgaben gewinnen. Die curriculare Verankerung der Kompetenzentwicklung ausgehend von den so genannten Schlüsselkompetenzen und deren fachtypischer Ausprägung ist ein wichtiger Schritt. Dabei ist genau zu prüfen was im Sinne des constructive alignment „auf Linie gebracht“ werden soll und wo alignment Denkräume und Erkenntnis eher verhindert
- Modelle zur Zieldefinition nutzen oder verwerfen?
Beim Vergleich gängiger Taxonomien zeigt sich, dass eine lineare Abbildung von Anforderungsniveaus in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Lehre aus Sicht der Fachvertreter_innen nicht angemessen erscheint. In der Diskussion wurde vielmehr betont, dass Studierende von vornherein mit der Komplexität der wissenschaftlichen Gegenstände und Herangehensweisen konfrontiert und in Auseinandersetzung damit an ein zunehmend tieferes Verstehen und kompetenteres Handeln herangeführt werden sollten. Dazu lohnt es sich, verstärkt Erkenntnismodelle und Methoden aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften nutzbar zu machen ( z.B. hermeneutische Verfahren).
Mit gedanklichen Anknüpfungspunkten und Kontakten zu Gleichgesinnten begaben sich die Teilnehmenden auf die Heimreise. Wir werden den Dialog fortführen.Die Ergebnisse haben wir bereits auf der dghd Jahrestagung am 21.9.2017 in Bochum zur weiteren Diskussion gestellt.